Springe direkt zu Inhalt

Die Modellregion Berlin - Brandenburg

In der Modellregion Berlin-Brandenburg leben rund sechs Millionen Menschen. Mit einem Jahresmittelniederschlag von 580 mm (1981-2010) gehört es zu den trockensten Gegenden Deutschlands. Nichtsdestotrotz haben vergangene Ereignisse die Überschwemmungsgefahr im selben Gebiet gezeigt. Innerhalb der Modellregion konzentriert sich CliWaC auf drei Fallstudien, die signifikant unterschiedliche Systeme und Herausforderungen darstellen, die in verschiedene sozial-ökologische Kontexte eingebettet sind: ein Seensystem und seine Umgebung; das Spreeeinzugsgebiet; und städtische Infrastruktur.

Jede dieser Fallstudien ist gekennzeichnet durch Defizite im wissenschaftlichen Verständnis und durch unzureichende Daten und Informationen, durch Herausforderungen von hoher ökologischer, ökonomischer und sozialer Relevanz, durch eine Vielzahl von Handlungsmöglichkeiten und verantwortlichen Akteuren auf unterschiedlichen politischen und administrativen Ebenen sowie durch Zielvorgaben Konflikte und Barrierewirkungen, die koordiniertes Handeln erfordern. Obwohl sich die Fallstudien mit spezifischen Herausforderungen befassen, sind sie miteinander verbunden, sowohl in Bezug auf Klimaeinflüsse, in Bezug auf Wasserflüsse in dem betrachteten Gebiet als auch in Bezug auf ihre Bewirtschaftung und Beteiligung von Interessengruppen. Die erste Fallstudie befasst sich mit der Problematik der sich verändernden Grundwasserressourcen und damit zusammenhängender Fragestellungen zweier Seen und ihrer Einzugsgebiete, die zu einem gemeinsamen hydrogeologischen System gehören, das sich über die Landesgrenze Berlin-Brandenburg erstreckt. Die zweite Fallstudie befasst sich mit der Spree als hydrologischem System, das Berlin und Brandenburg sowie verschiedene Gemeinden in Brandenburg verbindet. Während sich die ersten beiden Fallstudien hauptsächlich auf Probleme durch abnehmende Wasserverfügbarkeit konzentrieren, untersucht die dritte Fallstudie Starkregenereignisse in und um Berlin. Alle Arbeitspakete der drei Teile A, B und C werden zu den Fallstudien beitragen, um wissenschaftliche Lücken zu schließen und Strategien zur Umsetzung wirksamer Maßnahmen zu entwickeln.

Fallstudie 1 - Das hydrogeologische System des Groß Glienicker Sees und des Sacrower Sees

Die beiden Seen Groß Glienicker See und Sacrower See sind Teil eines gekoppelten hydrogeologischen Systems von Gletscherseen, die nach dem Abschmelzen des Weichsel-Ostsee-Eisschildes entstanden sind. Beide Seen werden fast vollständig von Grundwasser gespeist, das durch Nettoniederschläge in den hydrogeologischen Einzugsgebieten, die die Landesgrenze zwischen Berlin und Brandenburg überqueren,  wieder aufgeladen wird. Heute haben beide Seen keine Oberflächenabflüsse mehr. Die Verbindung zwischen beiden Seen trocknete 1996 aus, während die Verbindung zwischen dem Sacrower See und der Havel 1986 künstlich gesperrt wurde, um zu verhindern, dass eutrophes Wasser aus der Havel in den Sacrower See gelangt.

Fallstudie 2 - Spree und Spreeeinzugsgebiet

Mit einer Gesamtlänge von 382 km verbindet die Spree das Oberlausitzer Mittelgebirge in Sachsen mit dem Elbe-Havel-System. In der Vergangenheit wurde das Spreegebiet regelmäßig überschwemmt. In der Folge wurden in den 1960er und 1970er Jahren drei große Staudämme gebaut, die dem Hochwasserschutz, aber auch der Wasserversorgung für Bergbau und Kraftwerke dienten. Der Oberlauf der Spree ist geprägt von großen Tagebaugebieten, in denen der Grundwasserspiegel jahrzehntelang durch das Einpumpen großer Wassermengen in die Spree abgesenkt und damit deren Abfluss erhöht wurde.

Fallstudie 3 - Extreme Regenfälle in einem städtischen Gebiet

Überschwemmungen durch Starkregenereignisse haben in Teilen Berlins und Umgebung zu Schäden an Haushalten geführt. Störungen im Straßenverkehr sowie Wassereinbrüche über Treppenaufgänge in U-Bahnhöfe beeinträchtigten das Mobilitätssystem der Stadt. Das Abwassersystem der Stadt war von Belastungsspitzen betroffen, insbesondere in Verbindung mit einer vorangegangenen Trockenperiode, die die Schadstoffbelastung erhöht hat. In solchen Situationen kommt es zu Kanalüberläufen und Abwässer werden direkt in Flüsse geleitet, was derzeit in Berlin etwa zwei Dutzend Mal pro Jahr passiert. Die Risiken für diese Ereignisse unter heutigen und zukünftigen Bedingungen und die Erforschung möglicher Maßnahmen zur Linderung der Probleme werden im Projekt behandelt.